Ausgangslage des Projekts
An den großen Hauptverkehrsrouten bilden sich in den Hauptferienzeiten aufgrund von Baustellen oder sonstigen Störungen lange Staus. Derzeit ist neben der Inntalautobahn A12 die Tauernautobahn A10 in Salzburg und Abschnitte in Kärnten besonders davon betroffen. Moderne Navigationsgeräte in den Fahrzeugen und Applikationen wie Google-Maps erkennen Störungen auf den Verkehrswegen und leiten die Nutzer:innen sofort auf andere Verkehrswege um. Dadurch sind diese anderen Verkehrswege, welche großteils nicht über den entsprechenden Ausbauzustand verfügen, rasch überlastet oder werden von Fahrzeugen größerer Dimension befahren (Wohnmobile, Wohnanhänger etc.) und sind dadurch ebenfalls blockiert. Ausgehend von Stausituationen im Autobahnnetz ergeben sich so auch im untergeordneten Wegenetz Überlastungen, weshalb etwa Einsatzfahrzeuge nicht mehr rasch einen Einsatzort erreichen können. Als Maßnahme wurden in Tirol und Salzburg daher Abfahrtssperren für Fahrzeuge, welche ihren Zielort nicht in Österreich haben, eingeführt.
Relevanz
Die Transferierbarkeit der Ergebnisse ist national über alle Bundesländer hinweg gegeben – international ist diese aufgrund der unterschiedlichen Rechtsgrundlagen eingeschränkt, jedoch auf die Grundüberlegungen und –vorgehensweisen bezogen ebenfalls gegeben.
Zentrale Zielsetzung des Projekts
Es wird betrachtet wie spezielle Fahrinformationen (z.B. Fahrverbote) über das untergeordnete Straßennetz möglichst rasch in die Basisroutinginformationen (und damit in die Navigationssysteme) einzuspielen und welche Kommunikationskanäle dafür geeignet sind, um auch Verkehrsteilnehmer*innen ohne einer Nutzung von Navigationssystemen über Verkehrsereignisse zu informieren.
In diesem Zusammenhang wird außerdem betrachtet, welche organisatorischen oder technischen Aspekte relevant sind, welche Projekte und Initiativen diesbezüglich existieren, wie der rechtliche Rahmen im gegenständlichen Themenfeld ausgestaltet ist, sowie welche Stellschrauben und Parameter bereits existieren.
Zentrale Projektaktivitäten
- Zusammenfassung der aktuellen Situation zum Thema der Möglichkeiten der Verkehrslenkung mittels digitaler Tools in Österreich, in Hinblick auf die drei Dimensionen „Technische, organisatorische und rechtliche Aspekte“
- Reflexion der Situation über einen empirischen Zugang und Erarbeitung eines Überblicks über die gelebte Praxis das Thema betreffend
- Erarbeitung von Veränderungsbedarfen erarbeitet und die Ergebnisse und Erkenntnisse daraus in Form eines Statuspapiers und Leitfaden festgehalten.
Erlangte Kern-Erkenntnisse aus dem Projekt
- Mit der GIP (GraphenIntegrations-Plattform), als ein multimodaler digitaler Verkehrsgraph der öffentlichen Hand für ganz Österreich, der VAO (Verkehrsauskunft Österreich) als eine einzigartige, österreichweite, ver-kehrsmittelübergreifende Mobilitätsplattform und den darauf aufbauenden Diensten für Endnutzer:innen und der Echtzeit Verkehrsinformation Straße (EVIS), als eine Plattform für Echtzeit-Verkehrsdaten, existiert eine breite Basis zur Verkehrslenkung mittels digitaler Tools, auch im Kontext von Abfahrtssperren vom Autobahnen ins untergeordnete Netz.
- In diesem Zusammenhang ist ESTRAL (Ecological and Safe TRAffic systems by digitizing Law) ein zentrales Projekt. Zielsetzung hierbei ist die Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur Erstellung digitaler Rechtsvorschriften im Straßenverkehr.
- Digitale Tools können Verkehrsteilnehmer:innen in Echtzeit alternative Routen vorschlagen, z.B. wenn bestimmte Autobahnausfahrten gesperrt sind. In diesem Kontext existiert eine Vielzahl von Verkehrsinformationsdiensten. Hierbei ist TMC (Traffic Message Channel) ein älterer, vergleichsweise unpräziser Verkehrsnachrichtenkanal über das Radio. Am Markt existieren einige große, internationale Player wie Here we Go, Google Maps, Tomtom Traffic oder Inrix XD Traffic. Diese internationalen Navigations-Dienste sind vor allem an Informationen bzw. Daten zu Sperren interessiert. Wenn sie ihre Kund:innen in eine Sperre leiten, fällt das auf sie und damit auf die Qualität des eigenen Dienstes zurück, Stichwort „Routing in die Illegalität“.
- Als Basis für solche Sperren sind rechtliche Instrumente (z.B. ein Bescheid) nötig, damit bestimmte Fahrinformationen in den Navigationsgeräten angezeigt werden. Im Fall der VAO und den daran angeschlossenen Diensten (VAO-basierten Navigationssystemen) wäre es einfacher, auch Empfehlungen einzubinden, da hier alles in österreichischer Hand liegt.
- Projektzeitraum: November 2023 bis April 2024
- Initialpartner: Land Kärnten
- Umsetzende Organisation: netwiss OG
- Kontaktperson: DI Dr. Alex Neumann, MA MSc
- Email: alexander.neumann@netwiss.at